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„Eigentlich wollte ich Gitarrenbauer werden“

Die VARIUS Werk­stätten gratulieren Wilfried Moll zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als Geschäfts­führer!

Angefangen hat für Wilfried Moll alles vor 35 Jahren in der Schreinerei der Werk­statt, die damals noch WFB Hemmerden hieß. Der 27-Jährige hatte nach seinem Lehramtsstudium eine Schreinerlehre absolviert und hatte zufällig gehört, dass in der Werk­statt ein Ausbilder gesucht wurde. „Eigentlich wollte ich ja Gitarrenbauer werden, aber dafür reichte meine Feinmotorik nicht“, sagt Wilfried Moll und lacht.

An seine Anfangszeit in der Schreinerei denkt er gern zurück. Obwohl er bis dahin noch keine Erfahrung mit der Arbeit mit Menschen mit Be­hin­derung hatte, fällt es ihm leicht, sich auf die Menschen einzulassen. „Ich habe sofort gemerkt, diese Arbeit ist etwas ganz Besonderes und es hat mir von Anfang an großen Spaß gemacht“, so der heute 62-Jährige. Nach einigen Monaten wechselt er in den hauseigenen Berufsbildungsbereich der Werk­statt, erhält kurz darauf das Angebot, in die Ver­waltung zu gehen. „In den 1990er Jahren hielt die Elektronische Datenverarbeitung Einzug in die WFB. Ich habe mich damals intensiv damit beschäftigt und diverse Programme für die Werk­statt geschrieben.“

Der Wechsel von der direkten Arbeit mit den Menschen mit Be­hin­derung in den administrativen Bereich fiel ihm nicht ganz leicht, letztlich entscheidet er sich aber dafür. Nach einer Weiterbildung im Sozialmanagement wird er Assistent der Geschäftsführung. „Als einer der beiden bisherigen Geschäfts­führer, Gerhard Wirtz, in den Ruhestand ging, wurde ich sein Nachfolger. Für fünf Jahre bestand die Geschäftsführung dann aus Klaus Pfankuch und mir.“

Seit dem Jahr 2000 führt Wilfried Moll die heutigen VARIUS Werk­stätten als alleiniger Geschäfts­führer, allerdings legt er großen Wert auf die enge Zusammenarbeit mit seinen Kollegen – und den Menschen, um die es vor allem in der Werk­statt geht. „Mir sind die regelmäßigen Treffen mit unserem Werk­stattrat, also den Interessenvertretern der behinderten Beschäftigten absolut wichtig. Um sie geht es und deshalb sollen auch sie die künftige Ausrichtung der Werk­statt mitgestalten“, so Wilfried Moll. Dazu kommt der Kontakt nach außen, zu Kunden, der Politik oder Ver­tretern anderer Werk­stätten. „Die Tage sind schon gut gefüllt. Wenn ich denke, es wird zu viel, gehe ich ganz bewusst in die Werk­statt zu den Mitarbeitern. Die Menschen haben sensationelle Antennen, merken es sofort, wenn irgendetwas nicht ganz rund läuft und sprechen mich direkt darauf an. Die Authentizität tut gut“, erzählt der VARIUS Geschäfts­führer.

Doch damit war es coronabedingt Mitte März dieses Jahres erstmal vorbei. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte war die Werk­statt für ihre Mitarbeiter für zwei Monate geschlossen, lediglich eine Notbetreuung wurde aufrecht gehalten. „Das war natürlich ein Schock, auf einmal waren die Hallen leer.“ Inzwischen ist die Werk­statt wieder zum Vollbetrieb zurückgekehrt, bis auf wenige Mitarbeiter haben alle wieder die Möglichkeit zur Teilhabe am Arbeitsleben. „Natürlich unter den Vorgaben der Corona-Schutz-Verordnung. Um diese gewährleisten zu können, war und ist sehr viel Kreativität und Pragmatismus gefragt, eine sehr spannende und herausfordernde Zeit“, erzählt Wilfried Moll.

Neben der Inbetriebnahme von „Phoenix“ vor mehr als zehn Jahren, einer Betriebsstätte, die sich speziell an Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung richtet, war auch die Umbenennung der Werk­statt ein besonderes Ereignis für Wilfried Moll. Warum diese einschneidende Veränderung nötig geworden ist, liegt für ihn auf der Hand. „Der Name „Werk­statt für Behinderte“ stammt aus dem Gründungsjahr 1965. Es war schon länger klar, dass die Bezeichnung irgendwann nicht mehr zeitgemäß war und sowohl nach innen als auch an Kunden sowie an die Öffentlichkeit ein falsches Signal sendet. Deshalb haben wir das 50-jährige Jubiläum als Anlass für die Umbenennung genutzt“, erklärt der Geschäfts­führer Wilfried Moll. Mit dem Namen „VARIUS“ sollte deutlich werden, dass die Be­hin­derung der Mitarbeiter nicht im Mittelpunkt der Arbeit der Werk­statt steht, sondern die Vielfalt der Werk­statt und ihrer Mitarbeiter. „Das wichtigste ist einfach, dass wir möglichst gute Teilhabe für alle Menschen mit Be­hin­derung bieten können.“

Hier finden Sie auch einen Artikel aus der NGZ.