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Ehemalige VARIUS-Mitarbeiterin ist jetzt fest angestellt in Korschenbroicher Kita

Die Kita am Kerper Weiher hat Eva-Maria Niebuhr schon ihr ganzes Leben begleitet. Angefangen hat sie ihre Laufbahn dort als dreijähriges Kita-Kind, später absolvierte sie ein Schulpraktikum in dem Familien­zentrum. Und auch nach der Schule – sie hat die Sebastianusschule in Holzbüttgen besucht – war ihr ganz klar, wo die Reise berufsmäßig hingehen soll.

v.l. Ursula Schüller, Florian Küppers, Eva-Maria Niebuhr, Johannes Henkens und Benjamin Ulkan

Seit September hat sie in der integrativen Einrichtung eine Festanstellung – und die VARIUS Werk­stätten der Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss, bei denen sie bis dahin noch angestellt war, sind für sie Ver­gangenheit. Für Menschen wie sie, die eine leichte geistige Be­hin­derung haben, ist das noch immer etwas ganz Besonderes. „Es ist wirklich toll, wie zielstrebig Frau Niebuhr ihren Weg gegangen ist und wir freuen uns sehr, dass sie jetzt den entscheidenden Schritt gehen konnte“, sagt Benjamin Ulkan, Leiter des Fachbereichs Integration der VARIUS Werk­stätten. Er hat Eva-Maria Niebuhr seit 2015 begleitet, als sie von der Schule in die Werk­statt gekommen ist.

„Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Kindern machen und in der Werk­statt bleiben wäre sowieso nicht mein Ding gewesen“, erzählt die 27-Jährige. Da eine Tätigkeit in den Betriebsstätten für sie nicht in Frage kam, hat Benjamin Ulkan sich dafür eingesetzt, dass sie einen sogenannten betriebsintegrierten Außenarbeitsplatz (BiAP) erhält. Das Konzept: Angestellt bleiben die Mitarbeitenden in der Werk­statt, arbeiten aber vor Ort im Partnerbetrieb. „Die Organisation des BiAPs fiel in ihrem Fall natürlich leicht, weil Frau Niebuhr schon so guten Kontakt zu der Einrichtung hatte und auch die Kita-Leitung nicht erst überzeugt werden musste“, erinnert sich Benjamin Ulkan. Die Leiterin der Gruppe, in der Eva-Maria Niebuhr zunächst eingesetzt wurde, war ihr sogar besonders ver­traut: „Sie war schon damals meine Erzieherin, als ich noch Kita-Kind war“, erzählt die Korschenbroicherin schmunzelnd.

Mitarbeitende in einem BiAP werden von Jobcoaches der Werk­statt betreut, in regelmäßigen Abständen sind sie vor Ort, um zu unterstützen und bei eventuellen Problemen zu ver­mitteln. „Der Betreuungsbedarf ging aber irgendwann gegen Null, so dass die Stadt Korschenbroich dann von sich aus die Idee hatte, Frau Niebuhr fest zu übernehmen“, so VARIUS-Jobcoach Johannes Henkens. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir die Stelle finanzieren können und sind sehr froh, dass wir es geschafft haben“, sagt Florian Küppers von der Stadt Korschenbroich. Auch für Ursula Schüller, die Leiterin des Familien­zentrums, war das eine tolle Nachricht. „Eva-Maria ist für uns wirklich eine große Hilfe und Entlastung, sie hat die Zeit, auch mal mit den Kindern zu kuscheln. Diese Zeit können wir uns als pädagogisches Fachpersonal nicht immer nehmen. Deshalb ist es umso schöner, dass sie jetzt ganz fest und regulär bei uns angestellt ist.“

Neben einem höheren Gehalt und der Sicherheit der Festanstellung gab es für Eva-Maria Niebuhr auch Kita-intern eine Veränderung. „Sie ist jetzt in der Nestgruppe bei den Ein- bis Dreijährigen, zu den Kleinsten hat sie einen ganz besonders guten Draht und die Kinder lieben sie einfach“, erzählt Ursula Schüller. Auf die Frage, ob sie je Bedenken hatte, einen Menschen mit Be­hin­derung in ihrer Kita einzustellen, winkt Ursula Schüller ab. „Für uns war es überhaupt keine Frage, wer, wenn nicht wir als integrative Kita sollten den Menschen die Chance bieten, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen?“

So wie Ursula Schüller denken immer mehr Menschen, zumal es seit einiger Zeit das Förderinstrument „Budget für Arbeit“ des Landschaftsverbands Rheinland gibt. Dieses soll Arbeitgeber ermutigen, Menschen mit Be­hin­derung in ihren Unternehmen anzustellen, indem der Landschaftsverband einen Teil des Gehalts übernimmt. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das für Arbeitgeber eine attraktive Option, das merken wir auch an unseren Ver­mittlungszahlen“, erklärt Benjamin Ulkan. „Wir konnten dieses Jahr schon acht Menschen auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt ver­mitteln, das ist Rekord. Und wir merken, dass BiAPs als Brücke auf den allgemeinen Arbeitsmarkt funktionieren.“